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Frank Höhle
Eine Frage der Haltung

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Austellungsansicht

Der Blick auf den Menschen kann aus verschiedenen Richtungen erfolgen, ist manchmal nur ein kurzer Schweif, mitunter auch eine andauernde Suche. Frank Höhle beschäftigt sich seit mehreren Jahren in verschiedenen Serien mit dem fotografischen Bild des Menschen. Dabei entstehen Arbeiten mit unterschiedlichem Interesse, die jedoch immer die zentralen Begriffe des Genres umkreisen: ›Repräsentation‹, ›Identität‹ und ›Präsenz‹.
Am deutlichsten tritt das in den Serien Frau, Mann und Portrait I - IV hervor. Hier fotografiert Höhle seine Modelle in ganz klassischen Porträtposen, zitiert die umfangreiche Historie des Genres. In erster Linie erinnern seine Bilder an die bürgerlichen Porträtfotos des 19. Jahrhunderts. Dass dabei weniger individuelle Bildnisse als zunehmend nur die immergleichen, einem vorgegebenen Raster folgenden Images produziert wurden, erscheint wie eine ästhetische Prophezeiung der folgenden Zerrüttung des Subjektbegriffs. Höhle bedient sich dennoch jenes längst entzauberten Musters, wenngleich in äußerst reduzierter Form. Er entledigt sich der meisten Attribute, die sein Personal wie auch immer näher beschreiben könnten und verweigert sich damit auch einem oft zitierten Charakteristikum seines Mediums: der Fülle an Zeichen.
Er zeigt Figuren in alltäglicher Kleidung, die in einem zur Fläche abstrahierten Raum sitzen oder stehen und ihren Blick dem betrachtenden Auge nicht zuwenden wollen. Ihre Posen sind eindeutig inszeniert, in der Reduktion der gesamten Szenerie und der davon ausgehenden Ruhe aber nicht unplausibel. Und ob dieses Weglassens und Beruhigens gelangen die Figuren zu einer außerordentlichen Präsenz im Bild.
Auch die Wiederholungen in den stets mehrteiligen Arbeiten verstärken diesen Eindruck und verdeutlichen andererseits den Mangel an Beschreibung. Authentizität, Repräsentation und Identität erscheinen auf Frank Höhles Porträtbühnen nur noch in einem zweifelhaften Licht. Sowohl seine Modelle als auch der Fotograf in seinem Wissen über sie versagen sich mit diesen Bildern einer klaren Deutung oder Einordnung in bestimmte Kategorien. Der Blick auf sie will dennoch nicht an der bloßen Oberfläche haften bleiben und sucht beständig nach dem potentiellen Dahinter.

Thilo Scheffler